Episode 6: Kommt bald das Wasserstoff-Auto?

Shownotes

Ohne Grünen Wasserstoff gibt es keine erfolgreiche Energiewende. Aber ist er auch die Lösung für alles? Es wird ja schließlich auch an Wasserstoff-Autos und Wasserstoff-Heizungen geforscht. Solltest du dein E-Auto jetzt ersetzen?

Schlauer Einschlafen ist ein Podcast der Wasserstoff-Leitprojekte, gefördert durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, finanziert von der Europäischen Union, betreut und umgesetzt vom Projektträger Jülich.

www.wasserstoff-leitprojekte.de

Kontakt: ptj-ewf-fachkomm@fz-juelich.de

Herausgeber: Wasserstoff-Leitprojekte

Redaktion: Hanna Meßmann, Julius Heinrichs, Dr. Burkhard Fückel

Lektorat: Dr. Gesine Arends, Dr. Philipp Knörzer, Dr. Dirk Oliver Schmidt Fenja Bleich, Dorothea Müschenborn, Dr. Isabel Kundler, Ulrike Möllmert, Christian Hiemisch, Michaela Böhme, Andrea Heyn, Martin Lochner

Gesprochen von: Hanna Meßmann und Julius Heinrichs

Postproduktion, Musik, Soundeffekte: Tom Steinbrecher

Beitragsbilder: Erstellt mithilfe von KI (LeonardoDiffusion XL, AlbedoBase XL)

Transkript anzeigen

00:00:19: Stimme A: Wir haben Google, Bing und ChatGPT gefragt, was euch beim Thema Wasserstoff am meisten interessiert. Und das Ergebnis war: Wasserstoff-Autos und Wasserstoff-Heizungen.

00:00:31: Stimme B: Auf beide werdet ihr wahrscheinlich länger warten müssen als erhofft. Warum das so ist, erfahrt ihr in… Episode 6: Wann kommt das Wasserstoff-Auto?

00:00:50: Stimme A: Wir wollen klimafreundlichen Wasserstoff. Aber noch ist der eben gar nicht ausreichend da. Das Thema hatten wir bereits. An dieser Stelle reden wir trotzdem nocheinmal darüber, weil das ganze so wichtig ist: Am Anfang der Wasserstoff-Wirtschaft wird Wasserstoff so knapp sein, dass er eben nur da wirklich sinnvoll ist, wo es keine Alternativen dazu gibt.

00:01:18: Stimme B: Diese Bereiche heißen No-Regret-Anwendungen, also: Nichts-zu-Bereuen-Anwendungen. Die Stahl-, Chemie-, Zement- und Glasindustrie lassen sich – Stand jetzt – nur mit Wasserstoff klimafreundlich umbauen. Jede Tonne Wasserstoff spart in diesen Bereichen große Mengen CO2. Nichts zu bereuen also.

00:01:41: Stimme A: Das sieht bei Wasserstoff-Heizungen ganz anders aus. Für die Wärme von Privathäusern sind oft Wärmepumpen eine wirklich effiziente Option. Zudem gibt es im Bereich Geothermie, also Wärme direkt aus der Erde, weitere ungenutzte Potenziale. Obendrein lassen sich Haushalte mit Abwärme von Industrie-Unternehmen, Kraftwerken, Müllverbrennung und so weiter versorgen, sogenannter Fernwärme. Es gibt also gute Alternativen zu Wasserstoff.

00:02:11: Stimme B: Wasserstoff im Sektor Verkehr ist vor allem da interessant, wo viel Antriebsenergie, etwa bei Schwerlasttransporten, über längere Zeit gebraucht wird. Und zwar ohne tanken zu müssen. Also für Busse, LKW, Schiffe und Flugzeuge. Im Privatverkehr sieht das anders aus. Hier spricht die Effizienz gegen Wasserstoff. Hier sind E-Autos die einfachste Alternative.

00:02:43: Stimme A: Denn: Von der elektrischen Energie, die irgendwo ins Netz eingespeist wird, kommen rund 85 Prozent im Fahrzeug-Akku an. Nach Übertragung und mehreren Umspann- und Umrichtprozessen. Davon können E-Autos rund 85 Prozent in Bewegungsenergie umsetzen. Das macht unterm Strich einen Gesamtwirkungsgrad von etwas über 70 Prozent.

00:03:07: Stimme B: Heißt: Etwas über 70 Prozent der im Grünen Strom enthaltenen Energie bleibt übrig, mit der ich dann mein E-Auto fahren kann. Das gilt allerdings nicht bei Minusgraden. Laut einer Untersuchung des ADAC ist der Verbrauch dann deutlich größer.

00:03:27: Stimme A: Kommen wir zum Wasserstoff-Auto. Da sind die Energieverluste viel höher. Erst kostet der Stromtransport Energie, dann die Wasserstoff-Herstellung, dann der Wasserstoff-Transport, dann die Wasserstoff-Vertankung, dann der Antrieb einer Brennstoffzelle und zum Schluss der Antrieb eines E-Motors. Unterm Strich bleibt bei bisheriger Studienlage maximal ein Drittel der Energie für die Fortbewegung überhaupt übrig.

00:04:01: Stimme B: Das heißt: Ein Wasserstoff-Auto verbraucht im Schnitt etwas mehr als doppelt so viel Strom wie ein batterieelektrisches. Dieser Unterschied ist gewaltig. Es wäre also eine ziemliche Verschwendung von unserem kostbaren Grünen Strom. Hinzukommen Logistik-Probleme: Wir haben bei E-Autos gesehen, wie lange der Aufbau einer bundesweiten Lade-Infrastruktur dauern kann. Genau das gleiche Problem hat der Ausbau des Wasserstoff-Tankstellennetzes auch. Es geht ziemlich langsam voran.

00:04:39: Stimme A: Einige sagen daher: „Die Argumente gegen Wasserstoff, die sehen wir. Und deswegen lasst uns doch aus Wasserstoff Benzin und Diesel herstellen. Das sind sogenannte eFuels.“ Von eFuels habt ihr sicher schon einmal gehört. Damit ließen sich die heutigen Autos mit Verbrennermotor und Tankstellen – mit ein paar Modifikationen – einfach weiter bedienen. Kein langes Laden der Batterie und man braucht kein leistungsstarkes Stromnetz dafür.

00:05:08: Stimme B: Das klingt erstmal charmant. Und tatsächlich wird man E-Fuels zum Beispiel für Luftfahrt, LKWs oder auch für das Militär brauchen. Aber auch hier ist die Effizienz ein Problem. Weil wieder sehr viele Schritte nötig sind, um aus dem Strom eFuels herauszubekommen. Erst kostet der Stromtransport Energie, dann die Wasserstoff-Produktion, anschließend die eFuel-Produktion, dann der Transport und zuletzt die Umwandlung von Verbrennungsenergie in Bewegungsenergie im Motor. Unterm Strich bleiben hier nur 14 Prozent Gesamtwirkungsgrad. Also grob die Hälfte im Vergleich zum Wasserstoff-Antrieb.

00:05:54: Stimme A: Für Verbraucher wird sich dieser niedrige Gesamtwirkungsgrad letztlich beim Preis bemerkbar machen. E-Fuels werden kein Schnäppchen werden. Nochmal zur Erinnerung: Wenn wir den Strom einfach direkt im E-Auto nutzen, sind es über 70 Prozent! Dieser Umweg über Wasserstoff hat energetisch also erhebliche Nachteile.

00:06:24: Stimme B: Natürlich hat das E-Auto aber auch seine Schwachstellen: Für den Bau der Batterie sind seltene und teure Rohstoffe wie Lithium erforderlich. Der Abbau ist ziemlich umweltschädlich. Wenn das E-Auto aber lange genutzt wird, gleicht es mit seiner Effizienz diesen ökologischen Rucksack wieder aus. Das E-Auto bleibt derzeit die sinnvollste Option für den Individualverkehr. Zumindest wenn es um neue PKWs in Ländern mit gut ausgebautem Stromnetz geht.

00:06:57: Stimme A: Schauen wir nun einmal auf die Wärmeversorgung. Da sind die Energieverluste bei Wasserstoff ähnlich üppig: Wird Wasserstoff als Heizgas benutzt, benötigt das bis zu fünfmal mehr Strom als eine einfache Wärmepumpe. Mit Wasserstoff heizen dürfte also teuer werden. Technisch gut möglich, aber eben so energieaufwendig, dass es sich nur in wenigen Fällen lohnt.

00:07:27: Stimme B: Bis mindestens 2035 wird der größte Teil des Wasserstoffs in die Industrie und den Schwerlastverkehr fließen. Davon gehen alle Planungen der Bundesregierung, des Nationalen Wasserstoffrats, von Wirtschaftsberatungen und Forschungseinrichtungen aus. Auto und Heizung sind ihnen zufolge erst später am Zug. Dann, wenn Grüner Wasserstoff idealerweise so günstig ist, dass es auf die Energieeffizienz nicht mehr so ankommt.

00:07:58: Stimme A: Kann es noch ganz anders kommen? Na klar, das kann immer der Fall sein. Aber wer heute überlegt, kein E-Auto zu kaufen, weil vielleicht bald das Wasserstoffauto kommt, der wird sich wahrscheinlich ärgern.

00:07:27: Stimme B: Ihr sollt euch heute nicht ärgern. Ihr sollt gut schlafen. Das war’s für diese Staffel. Kommt gut durch die Nacht.

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