Episode 1: Warum der Hype?
Shownotes
Aus Medien und Politik hört man immer wieder das Wort "Wasserstoff", wenn es um Klimaschutz und Energiewende geht. Aber warum eigentlich? Was ist Grüner Wasserstoff überhaupt und warum können wir für Klimaneutralität nicht einfach alles mit grünem Strom betreiben?
Schlauer Einschlafen ist ein Podcast der Wasserstoff-Leitprojekte, gefördert durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, finanziert von der Europäischen Union, betreut und umgesetzt vom Projektträger Jülich.
www.wasserstoff-leitprojekte.de
Kontakt: ptj-ewf-fachkomm@fz-juelich.de
Herausgeber: Wasserstoff-Leitprojekte
Redaktion: Hanna Meßmann, Julius Heinrichs, Dr. Burkhard Fückel
Lektorat: Dr. Gesine Arends, Dr. Philipp Knörzer, Dr. Dirk Oliver Schmidt Fenja Bleich, Dorothea Müschenborn, Dr. Isabel Kundler, Ulrike Möllmert, Christian Hiemisch, Michaela Böhme, Andrea Heyn, Martin Lochner
Gesprochen von: Hanna Meßmann und Julius Heinrichs
Postproduktion, Musik, Soundeffekte: Tom Steinbrecher
Beitragsbilder: Erstellt mithilfe von KI (LeonardoDiffusion XL, AlbedoBase XL)
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00:00:20: Stimme A: Wasserstoff ist gerade in aller Munde. Aber wozu brauchen wir den?
00:00:25: Stimme B: Und welche Rolle spielt Wasserstoff für Deutschlands Klimaneutralität? Darum geht es in… Episode 1: Warum der Hype? Unsere Erde wird immer wärmer. Und der menschengemachte Klimawandel bedroht unsere Lebensgrundlage. Ein Hauptverursacher ist unser modernes Leben: Gebäude aus Stahl und Zement, Autoverkehr, Flugreisen, Elektronik wo man nur hinsieht, und und und...
00:01:01: Stimme A: Für all das braucht es Energie. In verschiedenen Formen. Etwa in Form von Kraftstoff, Brennstoff oder in Form von Strom. Wird dafür auf fossile Energiequellen zurückgegriffen, auf Kohle zum Beispiel, Öl oder Erdgas, werden große Mengen klimaschädlicher Gase frei. Das bekannteste davon ist CO2. Die Folge ist der Klimawandel. Deshalb braucht es eine Wende. Eine Wende völlig weg von fossilen Energiequellen. Eine Energiewende eben.
00:01:40: Stimme B: Vielleicht tust du in deinem Alltag schon etwas für den Klimaschutz. Weniger Auto fahren, besser heizen oder bewussteren Konsum. Das ist großartig – das braucht es alles. Aber das reicht leider noch nicht. Die Herausforderungen, die wir haben, sind viel, viel größer.
00:02:03: Stimme A: Die Energiewende muss in jedem noch so kleinen Bereich umgesetzt werden. Und das heißt, besonders da, wo du überhaupt nichts davon mitbekommst. Nämlich da, wo dein persönlicher Einsatz fürs Klima seine Grenzen hat.
00:02:18: Stimme B: Wenn du einen Laptop kaufst, dann muss der bald klimaneutral sein. Bedeutet, dass in keinem Schritt der Herstellung des Laptops klimaschädliches CO2 frei wird. Wenn du ein Auslandssemester in den USA machst, dann muss der Flug dorthin bald klimafreundlich sein. Und wenn du Medikamente brauchst, dann muss deren Herstellung bald klimafreundlich sein.
00:02:40: Stimme A: Anders ausgedrückt: Irgendwie muss es klappen, die Grundlagen für unser Leben sicherzustellen, ohne das Klima dabei zu belasten. Wege zur Klimaneutralität gibt es viele. Und Wasserstoff spielt bei den meisten eine bedeutende Rolle.
00:03:00: Stimme B: Bei „Energiewende“ denkst du vielleicht erstmal an Wind- und Solarenergie. Die wird ja bereits genutzt. Und die dafür nötigen Technologien werden stetig weiterentwickelt und optimiert. Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist klimaneutral. Und was wir damit betreiben ist es in der Verwendung auch.
00:03:21: Stimme A: Das einfachste Beispiel hierfür sind E-Autos. Werden die mit Grünem Strom geladen, ist das Fahren klimaneutral. „Easy!“, kann man jetzt denken. Wozu braucht´s dann eigentlich noch Wasserstoff?
00:03:34: Stimme B: Auch die Herstellung des gesamten Autos, der Batterien, der Ladesäulen, der Straßen, der Straßenmarkierungen, der Straßenbeleuchtung, der Leitplanken, der Tankstellen und der Straßenschilder müssen klimaneutral werden. Und das geht eben nicht nur mit Grünem Strom. Denn die Energie aus Wind, Wasser und Sonne ist abhängig von Zeit, Ort und Wetter. Wir brauchen Grüne Energie aber jederzeit und überall verfügbar.
00:04:08: Stimme A: Mit Grünem Wasserstoff aus Wasser und Grünstrom geht das zumindest teilweise. Denn in Wasserstoff lässt sich die Energie von Grünem Strom über lange Zeiträume speichern und vor allem transportieren. Das heißt, in ihm kann klimafreundliche Energie genau dahin gebracht werden, wo sie gebraucht wird. Und hier ist dann Wasserstoff klar im Vorteil gegenüber Batterien. Bleibt nur die Frage: Wie kommt die Energie überhaupt in den Wasserstoff?
00:04:40: Stimme B: Jetzt wird es chemisch: Wasserstoff kommt in der Natur nur gebunden vor. Am häufigsten zusammen mit Sauerstoff, als H2O. Also Wasser. Werden die beiden Wasserstoff-Atome vom Sauerstoff getrennt, steckt in der Verbindung zwischen den beiden Wasserstoff-Atomen viel Energie. Und diese Energie lässt sich später wieder nutzen.
00:05:10: Stimme A: Um Wasserstoff und Sauerstoff zu trennen, braucht es Strom. Mehr zu diesem Vorgang erfährst du in Folge 2! Die ist schon verfügbar und kann gleich im Anschluss, oder zum Einschlafen am nächsten Abend gehört werden. An dieser Stelle ist erstmal nur wichtig: Grüner Wasserstoff ist klimaneutral. Und er ist sehr energiereich. Wo wir mit Strom direkt nicht weiterkommen, ist Grüner Wasserstoff häufig die klimafreundlichste Lösung. Das macht ihn zu einem Bindeglied zwischen anderen Sektoren der Energiewende. Zum Beispiel dem Verkehrssektor oder dem Industriesektor.
00:05:56: Stimme B: Nehmen wir mal das Beispiel Stahl. Die Stahlproduktion ist extrem energieaufwendig. Denn derzeit wird dabei Eisenerz in riesigen Hochöfen zu Roheisen umgewandelt. Heutige Stahlwerke machen das unter dem Einsatz von Kohle. Die ist günstig und leicht verfügbar. Die Folge sind gigantische Mengen CO2, die das Klima belasten und die Erderwärmung befeuern.
00:06:25: Stimme A: Jetzt zu sagen: okay, dann lass uns die Kohle doch einfach weglassen und den Hochofen einfach mit Grünstrom betreiben. Das funktioniert natürlich nicht. Denn die Kohle, die braucht man nicht nur wegen der Energie, sondern auch wegen des enthaltenen Kohlenstoffs. Und den brauchen wir, um Eisenerz überhaupt umzuwandeln. Es gibt aber die Möglichkeit, die Kohle durch Wasserstoff zu ersetzen. Und wenn wir das machen, dann brauchen wir gar keine Hochöfen mehr.
00:06:57: Stimme B: Die CO2-Emissionen im Produktionsprozess können wir mit Wasserstoff statt Kohle um rund 95 Prozent senken! Und DAS hat einen Einfluss aufs Klima. Vor allem, wenn irgendwann alle Stahlwerke auf Grünen Wasserstoff umgestellt sind. Ähnliches gilt bei der Herstellung von Plastik, von Medikamenten, von Glas, Zement und Chemikalien.
00:07:26: Stimme A: Das bedeutet auch, dass alle großen Anlagen und Prozesse für Wasserstoff erst einmal umgebaut werden müssen. Und das ist natürlich aufwendig und richtig teuer. Aber so wird eine klimafreundliche Produktion vieler lebensnotwendiger Mittel zumindest möglich.
00:07:49: Stimme B: Das heißt nicht, dass wir einfach genauso weiterleben können wie bisher; dass wir gar nichts ändern müssen. Aber dank Grünem Wasserstoff können wir uns unsere moderne Lebensweise größtenteils erhalten. Wenn die Pläne der Bundesregierung aufgehen, dann wird Wasserstoff ein fester Bestandteil unserer Welt.
00:08:09: Stimme A: Was besonders spannend ist: Gerade entsteht mit Wasserstoff ein ganz neuer Markt für ein ganz neues Energiesystem. Und das ist etwas, das man sehr selten, aber immer häufiger miterlebt.
00:08:24: Stimme B: Wir haben erlebt, wie das Internet erst eine Nische und dann überall war. Gerade erleben wir dasselbe mit KI. Und wir werden hoffentlich noch alle dabei sein, wenn Grüner Wasserstoff nach und nach den Einsatz fossiler Energieträger ersetzt.
00:08:40: Stimme A: Warum das alles so lange dauert und was für die Produktion von Wasserstoff alles notwendig ist, das schauen wir uns ab der kommenden Episode genauer an.
00:08:49: Stimme B: Aber jetzt ist erstmal Schlafenszeit. Gute Nacht, träum‘ was Schönes.
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